- Rodin
- Rodin[rɔ'dɛ̃], Auguste, französischer Bildhauer, * Paris 12. 11. 1840, ✝ Meudon 17. 11. 1917; arbeitete ab 1894 v. a. in Meudon, wurde u. a. beeinflusst von A.-L. Barye und J.-B. Carpeaux. Die stärksten künstlerischen Eindrücke erhielt er von Michelangelo (1875 Reise nach Florenz und Rom) und der Gotik (1877 Reise zu den französischen Kathedralen). Bereits seine erste selbstständige Arbeit, »Mann mit der zerbrochenen Nase« (Bronze, 1864), später die Jünglingsgestalt »Das eherne Zeitalter« (Bronze, 1876) zeigen in der Darstellung einen bis dahin unbekannten Realismus, der auf Ablehnung stieß. Die Oberfläche seiner Skulpturen ist bewegt und zerklüftet, sodass ein reiches Spiel von Licht und Schatten malerisch-impressionistische Wirkungen erzeugt, ohne formauflösend zu wirken. Oft wird der Reiz des Skizzenhaften, Unvollendeten und Fragmentarischen gesucht; manchmal sind die Figuren nur zum Teil aus dem Block herausgearbeitet (»Danaide«, 1885). 1880 erhielt Rodin den Auftrag für das »Höllentor« (nach Dante Alighieri) für das Musée des Arts décoratifs in Paris. An diesem monumentalen Werk mit mehr als 200 Figuren arbeitete er bis zuletzt; der erste Bronzeguss erfolgte nach seinem Tod (heute Paris, Musée Rodin). Zugleich gestaltete er hervorragende Porträtbüsten bedeutender zeitgenössischer Persönlichkeiten (G. Clemenceau, V. Hugo, H. Rochefort, G. B. Shaw). Mit den »Bürgern von Calais« (1884 begonnen, 1895 aufgestellt, Bronze;) schuf Rodin einen neuen Denkmaltyp ohne jede heroische Verklärung. Die Balzac-Statue (1893-97) verkörpert ein neues, zu seiner Zeit heftig bekämpftes Verständnis des schöpferischen Menschen, indem sie u. a. die Spannung zwischen heroischer Vision und augenblicklicher Alltäglichkeit zeigt. Für die Weltausstellung 1900 in Paris gestaltete Rodin einen eigenen Pavillon. Er betätigte sich auch als Zeichner (etwa 8 000 Blätter), Radierer und Maler. 1883-93 verband ihn eine enge Beziehung mit der Bildhauerin Camille Claudel. 1905 wurde der Dichter R. M. Rilke sein Privatsekretär, dessen Frau Clara Rilke-Westhoff neben É.-A. Bourdelle, C. Despiau, A. Maillol u. a. zu seinen Schülern gehörte. Rodin gab der Entwicklung der modernen Plastik wesentliche Impulse. Die meisten seiner Werke befinden sich im Musée Rodin in Paris (dessen Gesamtbestand in Abgüssen im Rodin Museum in Philadelphia, Pennsylvania)..Weitere Werke: Bronze: Der Schreitende (1878); Johannes der Täufer (1878); Der Denker (1880-1900); Eva (1881); Kauernde (1882).Schrift: Les cathédrales de France (1914; deutsch Die Kathedralen Frankreichs).Inventaire des dessins, bearb. v. C. Judrin, 5 Bde u. Reg.-Bd., hg. vom Musée R. (Paris 1984-92);H. Pinet: R. Der Bildhauer im Lichte seiner Photographien (a. d. Frz., 1986);M. Laurent: R. (a. d. Frz., 1989);C. Lampert: R. Sculpture & drawings (Neudr. London 1990);F. V. Grunfeld: R. Eine Biogr. (a. d. Amerikan., 1993);A. R., Das Höllentor. Zeichnungen u. Plastiken, hg. v. M. Fath, Ausst.-Kat., Städt. Kunsthalle, Mannheim (Neuausg. 1995);A. R., Eros u. Leidenschaft, hg. v. W. Seipel, Ausst.-Kat. Kunsthistor. Museum Wien, Palais Harrach (Mailand 1996);R. and Michelangelo. A study in artistic inspiration, Beitrr. v. F. Fergonzi u. a., Ausst.-Kat. Casa Buonarotti, Florenz u. a. (a. d. Ital., Mailand 1997);R. Eros u. Kreativität, hg. v. R. Crone u. S. Salzmann, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen u. a. (Neuausg. 1997).Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:Skulptur der Moderne: Von Rodin zu Beuys
Universal-Lexikon. 2012.